Gemeinsam Gesicht zeigen
Am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, engagierten sich die Schülerinnen und Schüler der FOSBOS Erlangen mit einem eindrucksvollen Projekt, das auf die vielfältigen Formen geschlechtsspezifischer Gewalt aufmerksam machte. Unter dem Motto „Wir zeigen Gesicht“ präsentierten sie Ergebnisse aus dem Unterricht (Ethik 12 & Sozialpsychologie 13), organisierten eine Fotoaktion und sensibilisierten für ein Thema, das auch in unserer Gesellschaft noch immer brisant ist.
Ein starkes Zeichen setzen
Zum Beginn hörten sich die Schülerinnen und Schüler das Lied „3 Sekunden“ von Céline und Paula Hartmann an, das die Dringlichkeit des Problems verdeutlicht. Im anschließenden Faktencheck analysierten sie aktuelle Statistiken und rechtliche Entwicklungen. Ein Schüler kommentierte dazu:
„Es ist schockierend zu sehen, dass es erst seit 1997 strafbar ist, seine Ehefrau zu vergewaltigen. Diese Information hat viele von uns betroffen gemacht.“
Die Formen der Gewalt verstehen
Die inhaltliche Auseinandersetzung beleuchtete verschiedene Gewaltformen – von physischer und psychischer bis hin zu ökonomischer Gewalt. Auch Femizide wurden thematisiert: Laut einer Schülerin sei es
„wichtig, den Begriff Femizid zu verwenden, um die strukturelle Ungleichheit sichtbar zu machen.“
Gemeinsam gegen Gewalt
Die Fotoaktion war ein besonderes Highlight. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte zeigten ihre Unterstützung, indem sie mit Schildern posierten, auf denen die Botschaft der UN Women contact_mail wie „#Stopp – Gewalt gegen Frauen“ zu lesen war.
„Wir können alle etwas tun“
Die Botschaft des Tages war klar: Jeder Einzelne kann dazu beitragen, Gewalt an Frauen zu bekämpfen – sei es durch Aufklärung, Solidarität oder die Unterstützung betroffener Menschen. Eine Teilnehmerin fasste es treffend zusammen:
„Die Stille zu brechen ist der erste Schritt. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an.“
Die FOSBOS Erlangen bedankt sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement. Mit Projekten wie diesem setzen wir ein starkes Zeichen für Respekt, Gleichberechtigung und ein Leben frei von Gewalt.
Weiterführende Auseinandersetzung: Besuch des Autonomen Frauenhauses Erlangen
Seit Januar 2025 gab es in Deutschland bereits wieder sieben Femizide. Im Rahmen des Ethik-Unterrichts von Frau Lehnerer hatten daher die Lernenden die Möglichkeit sich am Donnerstag, den 6. Februar mit Referentinnen des Autonomen Frauenhauses Erlangen contact_mail über zentrale Themen zu informieren und auszutauschen.
Die Referentinnen behandelten in ihrer Präsentation unter anderem folgende Aspekte:
- Das Frauenhaus: Allgemeine Informationen, Alltag, Erreichbarkeit
- Die Gründung in den 70ern: Einordnung in die Zweite Feministische Bewegung
- Formen und Dynamik von Gewalt: Gewaltspirale und strukturelle Zusammenhänge
- Arbeitsweise des Frauenhauses: Feministisch, autonom, hierarchiefrei bzw. -arm, parteilich
- Kinder im Frauenhaus: Herausforderungen und Schutzmaßnahmen
- Statistiken und Studien: Zahlen zur Gewalt gegen Frauen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und weiteren Untersuchungen
Besonders wichtig war dabei die Frage: Warum fällt es vielen Frauen schwer zu erkennen, dass sie betroffen sind? Und warum dauert es oft lange, bis sie sich aus einer gewaltvollen Beziehung lösen können?
Nach der Präsentation gab es Raum für einen offenen Austausch. Die Schülerinnen und Schüler hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen – sowohl zur Arbeit des Frauenhauses als auch zu Themen, die eigene Beziehungen betreffen können: Vertrauen und Kontrolle, Abhängigkeit in Beziehungen, Eifersucht und Selbstbestimmung.
Gewalthilfegesetz: Schutz und Unterstützung für Betroffene
Ein aktueller politischer Aspekt, der in diesen Kontext passt, ist die Debatte um das Gewalthilfegesetz im Deutschen Bundestag. Dieses Gesetz soll die Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsstellen bundesweit sichern und verbessern. Bisher gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung, wodurch viele Einrichtungen von unsicheren Finanzierungen abhängig sind. Ziel ist es, Frauen in akuten Notlagen leichter Zugang zu Schutz und Unterstützung zu ermöglichen.
Die laufende Diskussion zeigt, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein politisches Thema ist, das strukturelle Veränderungen erfordert. Es lohnt sich also, die Entwicklungen im Bundestag weiter zu verfolgen und sich mit den Forderungen von Frauenrechtsorganisationen auseinanderzusetzen.
Mit diesem Besuch wird die Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Gewalt an der FOSBOS Erlangen weiter vertieft – ein wichtiger Schritt, um Bewusstsein zu schaffen, Betroffene zu stärken und langfristig Veränderungen anzustoßen.
Nora Lehnerer, Kerstin Heller und Jens Engelhardt